A45 Sperrung und die Rahmede-Talbrücke
Wer derzeit mit dem Auto von Hagen in Richtung Siegen bzw. weiter nach Frankfurt oder in die entgegengesetzte Richtung fährt, kommt kaum darum herum: die Sperrung der Rahmede-Talbrücke auf der A45 und den darauf resultierenden Verkehrskollaps in der gesamten Region rings um Lüdenscheid.
Die Sperrung der A45 führt dabei nicht nur für die Region rings um Lüdenscheid zu großen Problemen, sondern auch hier vor Ort, in Hagen, Gevelsberg, Breckerfeld und Ennepetal. Sie führt mitten durch den östlichen Teil meines Wahlkreises, an Rummenohl, Priorei, Eilpe und Dahl vorbei. So kommt es zum einen, dass die Anwohnerinnen und Anwohner unter dem zusätzlichen massiven Verkehr leiden, der durch die Umleitungsstrecken entsteht. Viele der täglich rund 64.000 Fahrzeuge, die die Rahmede-Talbrücke benutzt haben, davon rund 13.000 LKW, wälzen sich nun durch die umliegenden Ortschaften. Die Westfalenpost berichtet über das Verkehrschaos in Dahl, Priorei und Rummenohl und durch Fahrbahnschäden durch die vielen LKWs.
Zum anderen leiden die Unternehmen der ganzen Region unter den Folgen der Sperrung und den daraus resultierenden Umwegen und Einschränkungen für den Güter- und Warentransport. Eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein ergab, dass 83% der Mitgliedsunternehmen von den Folgen der Sperrung betroffen sind, sei es, durch verlängerte Lieferzeiten oder durch große Umwege für Schwertransporte. Eine Zahl, die in ähnlicher Form auch für die in Gevelsberg, Hagen, Breckerfeld und Ennepetal ansäßigen Unternehmen gelten dürfte.
Zustand der Brücken in der Region
Das Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) veröffentlicht jedes Jahr ausführliche Statistiken über alle rund 28.000 Brücken in Deutschland. Jede Brücke bekommt dabei eine Zustandsnote, die von sehr gut bis ungenügend reicht. Laut statista sind dabei nur 25,6% aller Brücken in sehr gutem oder gutem Zustand. Betrachtet man in dem frei zugänglichen Datensatz die Brücken entlang der A45 und in meinem Wahlkreis, so zeigt sich, dass das Problem nicht allein auf die Rahmedetal-Brücke, die übrigens 2021 von der Bast mit der Note 3 („nicht ausreichend“) bewertet wurde, beschränkt ist. Allein im Streckenabschnitt um Hagen und Lüdenscheid finden sich vier weitere Brücken mit einer gleichen oder sogar schlechteren Bewertung:
- Brücke L655 Brunscheider Str. über A45 in Anschlussstelle Lüdenscheid („nicht ausreichend“)
- A45 Bremecke-Talbrücke bei Lüdenscheid FR Dortmund („ungenügend“)
- A45 Bremecke-Talbrücke bei Lüdenscheid FR Frankfurt („ungenügend“)
- A45 Brunsbecke-Talbrücke bei Dahl („nicht ausreichend“)
Die Karte zeigt die geographische Auswertung der Brücken-Zustandsnoten der Bundesanstalt für Straßenwesen 2021. Die blau markiert Fläche stellt meinen Wahlkreis mit den Flächen von Gevelsberg, Ennepetal, Breckerfeld und Teilen von Hagen dar. Die Marker zeigen die Brücken, farblich getrennt nacht dem Zustand: grün – sehr gut, hellgrün – gut, gelb – befriedigend, orange – ausreichend, hellrot – nicht ausreichend, rot – ungenügend. Über die Schaltflächen oben rechts lassen sich die einzelnen Noten filtern, beim Klick auf einen Marker werden weitere Informationen zur jeweiligen Brücke angezeigt.
Ein Situation wie bei der Rahmede-Talbrücke droht also potentiell noch an weiteren Brücken! So wird bei der Brunsbecke-Talbrücke bei Dahl derzeit an Ersatzneubauten gearbeitet. Bis diese fertig gestellt sind, fließt der Verkehr allerdings weiterhin über die bisherige marode Brücke. Nach den Ereignissen rund um die Rahmede-Talbrücke wurde eine Sonderprüfung der Brunsbecke-Talbrücke veranlasst – Ergebnis bislang offen!
Am 20.03.2022 habe ich mich mit Sebastian Wagemeyer, dem Bürgermeister von Lüdenscheid und Bürgerbeauftragter für die A45, und Wolfgang Jörg sowie Stefan Marx (DGB) und Jens Mütze (IG Metall) und mit betroffenen Menschen aus Hagen und Breckerfeld getroffen, um über die Situation zu sprechen. Wir alle begrüßen natürlich die von der Landesregierung zugesagten Strukturhilfen über 50 Millionen Euro für die Region, sind uns aber einig, dass das noch lange nicht genug ist. Wir fordern die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, die auch unser Bundeskanzler Olaf Scholz zugesagt hat. Wir müssen das Chaos, dass die schwarz-gelbe Landesregierung angerichtet hat und an dem Henrik Wüst in seiner Zeit als Verkehrsminister maßgeblich beteiligt war endlich in den Griff bekommen! Wie der Spiegel recherchiert hat, wurde der Zustand der Brücken lange Zeit als zu rosig beschrieben, nur kosmetische Reparaturen durchgeführt und das Problem auf die folgende Legislatur vertagt. So wurde etwa vor einigen Jahren noch der Fahrbahnbelag der Rahmede-Talbrücke saniert, die Brückenkonstruktion selbst hingegen nicht!
Damit sich soetwas nicht wiederholt, wollen wir einen Neustart in der Verkehrspolitik, beginnend mit einer möglichst schnellen ganzheitlichen Bestandsaufnahme. Thomas Kutschaty hat dafür das Instrument der Legalplanung ins Spiel gebracht. Bei der Legalplanung werden zentrale Infrastrukturprojekte per Gesetz durch den Bundestag genehmigt. Dadurch wird die Akzeptanz für ein Projekt erhöht und dessen Umsetzung beschleunigt.
Um es mit den Worten von Aktivisten zu sagen, die unbefahrene Rahmede-Talbrücke für eine besondere Aktion nutzten: Lasst uns Brücken bauen!